Von Service und Diskretion
Generell erfolgt der tägliche
Brief – und Warenversand in Gretes
Firma per Bote und Paketdienst. Da muss
die Grete sich nicht drum kümmern. Das macht alles der Eido. Grete muss nur
sicherstellen, dass die Firmenpost versandfertig, pünktlich um 11.00 Uhr, bei Eido liegt. Manchmal
hat der Chef aber auch noch nachmittags Briefe, die wichtig sind. Also taggleich versendet werden müssen. Dann fährt
die Grete nach Feierabend noch zur Post. Heutzutage ist es ja nicht mehr so,
dass es in jedem Stadtteil ein Postamt gibt. Und Postamt heißt es ja auch nicht
mehr, sondern Postbank Finanzcenter. Oder Postfiliale. Und wenn man Pech hat,
ist die dann auch noch in einem Schreibwarengeschäft in der hintersten Ecke
untergebracht. Mit Personal, die gerade mal Briefmarken aufkleben können, und
Kunden der Postbank bei der Aus – und Einzahlung von Bargeld behilflich sind. Eines
dieser Postbank Finanzcenter liegt auf dem Nachhauseweg von der Grete. Gleich
wenn sie von der Autobahn kommt.
Bedingt durch einen Stau (Baustelle!)
war die Grete gestern später dran als sonst. So war es schon halb sechs, als
sie das Postbank Finanzcenter Außenstadt erreichte. Doch - alles dunkel.
Schalterschluss 17.30 Uhr. Also wieder
ins Auto zurück und quer durch die ganze Stadt zum nächsten und größeren (es
gibt nur zwei ) Finanzcenter. Früher hätte man gesagt - zum Hauptpostamt. Abgehetzt
stand die Grete um viertel vor sechs vor der Tür. Dunkel sah es auch hier schon
aus, aber nach einem Blick auf die Öffnungszeiten atmete die Grete auf. 18.00 Uhr.
Also ab durch die Glastür in die Schalterhalle. Dort standen, vor sage und
schreibe vier Schalterplätzen, hinter denen auch in gleicher Anzahl Personal
vorhanden war, drei Kunden. Schön verteilt, so wie es sich gehört. Grete steuerte
auf den leeren Schalterplatz zu und wurde mit einem bösen Blick empfangen.
"Sie mache ich noch, und dann ist Schluss. Erst mal muss ich aber die
Türen schließen." Sprachs, schnappte sich einen Schlüsselbund und eilte zu
den Glastüren, die er sorgfältig verschloss. Das Fräulein Grete Meier war so verdutzt, dass
sie wortlos die Briefe abgab und das Porto bezahlte. Zusammen mit einem anderen
Kunden, einem jungen Mann, wurde sie dann zur Tür begleitet. Die wurde aufgeschlossen
und Grete stand wieder auf der Straße. "Ist immer so hier", erklärte
ihr der junge Mann, der wohl ihren verdutzten Blick gemerkt hat. "Eine
Viertelstunde vor Schalterschluss lassen die keinen mehr rein."
Nun, dachte die Grete. Gut zu
wissen. Für das nächste Mal. Vielleicht sollte ich ab morgen mein Telefon eine
Viertelstunde vor Büroschluss abstellen. Kommt bestimmt gut an.
Heute musste die Grete ein
Päckchen für den Chef abgeben. Da Freitag und deshalb früher Büroschluss und auch
kein Stau, stand die Grete frühzeitig im Postbank Finanzcenter Außenstadt und
reihte sich in die Schlange wartender Kunden ein. Hier gibt es nur zwei
Schalterplätze. Grete wartete und wartete. Am ersten Schalterplatz gab es wohl ein
Problem mit der Bankkarte einer Frau, während am zweiten Schalterplatz ein
junger Mann scheinbar ein Konto eröffnen wollte. Die Stakkatoartig gestellten
Fragen der Angestellten hallten durch den Schalterraum. "Name, Adresse, Geburtsdatum
– Sind sie ledig, verheiratet, geschieden – Wollen sie ein zusätzlich eine
Kreditkarte – Haben sie negative Schufaeinträge –Arbeitgeber – Wie hoch ist ihr
Gehalt – Brauchen sie einen Dispo "
Brav antwortete der junge Mann
auf jede Frage. Und breitete so sein halbes Leben, vor dem mittlerweile
interessiert zuhörendem Publikum, in der Schalterhalle aus. Das Fräulein Grete
Meier war entsetzt. Ebenso die Kundin vor ihr. Und auch die zwei Herren, die
hinter ihr standen schüttelten konsterniert mit den Köpfen. "Eine
Kontoeröffnung am Schalter, wo gibt es das denn", flüsterte einer. "Da
würde ich rückwärts wieder rausgehen aus meiner Bank, wenn das ein
Bankangestellter mit mir versuchen würde. Was ich verdiene und all die ganzen
anderen Sachen, das geht doch keinen zweiten was an!" Grete sah das
genauso und nickte zustimmend. Jetzt mischte sich auch die Kundin vor der Grete
ein. "Hauptsache kostenloses Girokonto. Das sind dann die Folgen. Da zahle
ich lieber ein paar Euro im Monat. Bei meiner Bank würde so etwas nie vorkommen."
So ging die Diskussion noch
ein bisschen hin und her. Irgendwann war dann auch die Grete an der Reihe und
gab ihr Päckchen auf. In vertrauensvolle Hände.
Ob das Lieschen das wohl auch so sieht? ---> KLICK
Ach, die Grete!
AntwortenLöschenImmer wieder erfrischend!
Danke sagt Dingefinder Jörg
Die Grete hat zu danken, dafür dass du dir die Zeit genommen hast hier vorbei zu schauen.
LöschenGruß vonner Grete
Grete, ist das nicht schlimm?
AntwortenLöschenBei uns auf dem Dorf gibt es nur 1 Postfiliale. Als Vorraum vom Cafe.
Fest in türkischer Hand. Habe ja nichts - absolut nichts - gegen Türken, ganz im gegenteil- Ichgehe oft am Wochenende zu Frühstüksbüfett hierher.
Aber die Verständigung ist schon etwas schwierig.
Gut, dass man hier weder Geld einzahlen darf noch abheben.Solche Gespräche gibt es nicht.
Liebe Grüße und einen schönen Abend wünscht
Irmi
Auf Dörfern ist das mittlerweile oft so. Kennt die Grete. Und die Grete kennt auch eine Postfililae die in einem Laden betrieben wird von türkischen Besitzern. Schreibwaren, Zeitungen, Süßkram und hunderterlei Krimskrams. Reinigung, Kopierservice und Druckerpatronenfüllstation. Fahrservice zum Flughafen und zum Arzt etc. Und mittenmang wird Geld ausgezahlt und es werden Briefe frankiert. Nicht zu vergessen, dass immer mal wieder ein Baby im Kinderwagen in einer Ecke steht.Und das alles auf gefühlten 50 m². Nichts desto Trotz, ohne diese türkische Familie wären die Dorfbewohner aufgeschmissen. Vor allem die älteren.
LöschenGruß vonner Grete
oioioi.... ja, diese postfilialen. da kann ich auch ein lied von singen. Hab auch mal ganz strategisch über ne halbe stunde bei googlemaps rumgesucht, bis ich eine Post fand, die abends noch ein Paket von mir annehmen köönte...
AntwortenLöschendafür cruiste ich dann natürlich auch einmal quer durch Hamburg und beeilte mich tierisch. 10 Minuten vor Feierabend war ich da....
Um stand dann natürlich auch vor verschlossener Tür...
...und Dank der Grete weiß ich nun auch endlich, wieso :D
Servicewüste eben...Danke dir für deinen kommentar, liebe EmKa
LöschenGruß vonner Grete