Dienstag, 12. Januar 2016

Das Fräulein Grete Meier blockt ab

Das Fräulein Grete Meier blockt ab 

Energisch stopfte das Fräulein Grete Meier alle Presseerzeugnisse der letzten Woche in die blaue Tonne. Die allerdings schon überquoll. Weihnachten eben. Und das bedeutet nicht nur Geschenke sondern auch Verpackungsmüll. In Massen. Und, gibt es deshalb eine Extraleerung von der Stadt? Nein, nur nicht. Wo käme man denn dahin, wenn man auf so einen Verpackungsausnahmezustand Rücksicht nehmen würde. Also drückte und quetschte die Grete. Normalerweise sammelt Grete die Tageszeitungen und stellt sie dann gebündelt einmal im Monat vor die Tür. Für die Jungs vom örtlichen Fußballverein, die sich mit der Entsorgung des Altpapieres ein bisschen Geld verdienen. Trikots und neue Bälle sind eben teuer. Und nicht immer findet so ein kleiner Verein Sponsoren. Da hilft die Grete doch gerne. Doch heute war ihr der Verein schnurzpiepegal. Sie wollte nur eines, die Zeitungen loswerden. So schnell wie möglich. 
Die ersten Tage des neuen Jahres hatte sie ja noch diese ganzen entsetzlichen Meldungen über die Geschehnisse in der Silvesternacht, besonders die am Kölner Hauptbahnhof, verfolgt. Doch als sich immer mehr herauskristallisierte, dass geschriebene Worte nicht immer gleich Wahrheit bedeutet, jede Zeitung etwas anderes schrieb und sie irgendwann nicht mehr wusste, was sie überhaupt noch glauben sollte, hatte sie sich entschlossen nix mehr darüber lesen zu wollen. Auch nicht zu hören. Denn egal wo, ob an der Bushaltestelle, im Supermarkt an der Kassse, beim Bäcker, sogar in ihrer heißgeliebten Buchhandlung - es gab kein anderes Thema. Jeder wusste was neues, was anderes und sowieso alles besser. Und das, obwohl keiner von denen dagewesen war. Herr Heinevetter hatte ihre Distanzierung überhaupt nicht gut gefunden. "Da muss man doch was zu sagen, Frau Meier, eine Meinung haben. Stellen se sich mal vor ..." 
Nee, die Grete wollte sich gar nix vorstellen. "Schlimm, schlimm das Ganze, ja ... vor allem für die betroffenen Frauen. In deren Haut möchte ich nicht stecken. Aber ich war nicht dabei. Ich weiß nicht, ob die Polizisten die Lage falsch eingeschätzt haben. Ich weiß nicht, ob das wirklich alles Asylsuchende waren, die auf Grund ihrer religiösen Ansichten Frauen als Freiwild betrachteten oder ob es sich um organisierte Banden handelte, die lediglich auf die Beute scharf waren. Und kommense mir nicht mit falscher Asylpolitik. Die meisten, die Schutz bei uns suchen, haben gute Gründe dafür. Ich war nicht da, basta.Tatsache ist für mich nur, dass das alles dem braunen Gesocks in die Hände spielt. Vor allem die ganzen reißerischen Überschriften. Völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Hauptsache die Auflage stimmt. Und das ist das einzige was ich dazu sage. Die Presse soll uns Bürger aufklären. Ja. Aber nicht auf die Tour. Kaum einer liest doch heute mehr als die Überschriften ..."
Jesses, was hatte der Herr Heinevetter da böse geguckt. "Also Frau Meier ..."
"Jaja", hatte die Grete geantwortet. "Anwesende ausgenommen! Dennoch, das ist alles so hochgekocht. Sogar die Berta Kalt hat sich Pfefferspray gekauft. Was sagense nun?"
Gesagt hatte Herr Heinevetter dann in der Tat noch viel. Nix über das Pfefferspray von der Berta, aber dass die Bürger verschaukelt werden, dass die Polzei zu spät an die Öffentlichkeit gegangen ist und dass man schließlich ein Recht auf die Wahrheit hätte, denn schließlich wüsste doch jeder genau, dass man nicht alle Menschen über einen Kamm scheren kann.
"Ach ja? Dann erklärense mir mal, warum genau das gerade passiert. Habense mal überlegt, dass die Polizei mit ihrer Zurückhaltungsmasche das gerade vermeiden wollte?  Das Internet kocht über, das müssense doch auch schon gemerkt haben. Eine Falschinformation jagt die nächste. Vor allem diese ganzen gestellten Bilder. Gruselig!" 
Heftig hatte die Grete mit dem Kopf geschüttelt. "Sachliche Informationen, nach Klärung der Geschehnisse, das wäre der richtige Weg gewesen. Auch wenn es ein paar Tage später gewesen wäre. So what?  Ganz klar, wir haben alle ein Recht zu wissen, was da passiert ist. Nee, das ist meine Meinung, da geh ich nicht von ab. Und deshalb schmeiße ich jetzt alle Zeitungen in die Tonne. Und die nächsten Tage will ich nix mehr davon hören. Pc aus. Punkt und Schluss. Und Pfefferspray kaufe ich mir auch nicht. Ja wo leben wir denn ..."






2 Kommentare:

  1. Hallo Grete, schön das Du wieder da bist.
    Ich lese ja was du schreibst.
    Zeitungen schmeiße ich auch momentan in die Tonne, ist nur eh alles negativ. Warte bis was Vernünftiges kommt, da kann ich warscheinlich lange warten, also schreibe ich persönlich möglichst positiv, nee! Leser lesen heimlich oder möchten spektakuläre Texte.
    In diesem Sinne, lieben Gruß, Klärchen

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  2. ach liebes Gretchen..
    da haste mal wieder mehr als recht!Man kann keinem mehr glauben und den gedruckten zeilen schon mal gar nicht, da steht ja alles was man im TV gesehen hat nochmal drin, es wird geflunkert und verschönt, belogen und betrogen, Hauptsache die Auflage stimmt.Deshalb bestelle ich auch KEINE Tageszeitung obwohl sie immer wieder - auch kostenlos erst mal für 14 Tage angeboten wird ehe man Abbonnent wird. Was sich da ansammelt geht einem auf die Hutschnur und meist steht drin, was man eh nicht lesen will, wie Fußballergebnisse, Börsenberichte und,und,und...
    zudem sind die Spekulationen die einen haufenweise überfallen nicht das Papier wert auf dem sie gedruckt sind, haste gut gebrüllt Löwin....und ich freue mich das Erste im neuen Jahr von dir hier zu lesen...wer dich liest, weiß eh - wo*s lang geht:))liebe Grete.
    herzlichst Angelface

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Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...